GINA Is LATE – High End – Pop on top

„Gut Ding will Weile haben“ heißt ein bekannter Spruch, dem vor allem in Handwerk und Architektur große Bedeutung beigemessen wird. Und es gibt wohl kaum jemand in der bundesdeutschen Musikszene, der diesen Spruch besser verinnerlicht hat, als das schwäbische Kreativduo Walter Negele (gelernter Schreinermeister und Unternehmer) und Uli Frank (erfolgreicher Architekt). Seit mehr als 40 Jahren machen sie zusammen Musik, veröffentlichten als Pancake zwei noch heute viel gefragte Progrock-Alben. Der eine, Walter, ist virtuoser Gitarrist, der rund zwei Dutzend akustische und elektrische Instrumente sein eigen nennt, der andere, Uli, ist Keyboarder, und begnadeter Soundtüftler und mit dem musikalischen Latino-Projekt Agua Loca auch als Livemusiker erfolgreich. Zusammen haben sie bereits unter dem Projektnamen „Late“ mit zwei außergewöhnlich liebevoll produzierten Alben für Aufsehen gesorgt: „Remember The Time“, erschienen 2005, und „Imagination of an Angel“ aus dem 2011. Jetzt, Ende 2017 und nach erneut sechs Jahren intensiver Entstehungszeit im eigenen Tonstudio, lassen sie ihr drittes Klangwerk vom Stapel: „Survive“ heißt es. Und weil dafür die Stuttgarter Sängerin Regine Riegel a.k.a GINA nicht nur durch ihre kraftvoll voluminöse Stimme sondern auch textlich eine tragende Rolle spielt, würdigten Negele und Frank dies auch in der Namensgebung: Aus LATE wurde GINAisLATE.

Gina, eine stimmstarke und charismatische Sängerin, gilt als eine der gefragten Studio-und live-Sängerinnen im Land. Bereits in den 80ern veröffentlichte sie erste Singles, arbeitete unter anderem auch mit Manne Potschka (Spliff ) oder Günter Illi („Tatort“ etc.) zusammen. In den 90ern stand sie mehrfach als Backgroundsängerin mit NENA auf der Bühne, veröffentlichte Songs mit Tommy Wittinger (Freundeskreis). Seit den 2000ern ist sie Stimme und Frontfrau der Stuttgarter Band Agua Loca, wo auch Uli sein zweites musikalisches Standbein hat. Eine erste kleine Kostprobe ihres Könnens hatte sie bereits auf der vorigen Late-CD gegeben.

Nun jedoch glänzt sie als fester Bestandteil und ergänzt das schwäbische Soundtüfler-Duo Negele/Frank auf geniale Weise: So frönen die drei Vollblutmusiker in elf fein austarierten Hörfilmen zwischen Pop, Rock und R´n`B hemmungslos ihrer Leidenschaft: Anspruchsvolle Pop-Rock-Songs in größtmöglicher klanglicher Perfektion zu kreieren, die in all ihrer rhythmischen und melodiösen Komplexheit den Weg in Ohr und Bauch finden. Songs wie „Survive“, “Try Again“ oder Ambiguous“ überzeugen durch fein austariertes und viel stimmliche Eleganz. „Because We Love “ kommt mit funky Rhythmik, viel Soul, messerscharfen Bläsersätze daher und scheut sich auch nicht vor Rhythmuswechseln, während die vollblutigen Balladen „One Day“ und „Feel no Pain“ vor allem durch Ginas fulminante Soulstimme getragen werden. Freude komplexer Klangarchitekturen kommen auf „Don´t Wanna Run“ auf ihre Kosten; der im 7/8 Takt groovende Midtempotrack überzeugt durch angejazzte Großstadt-Atmosphäre. Als elegisch-dramatischer Hörfilm schleicht sich „No Matter” in die Gehörgänge – und bleibt, nicht zuletzt durch einen sehr plakativen Refrain darin. Atmosphärisch dicht zeigt sich auch „You and Me“, ein zeitloser Midtempotrack. Schliesslich überrascht das klanglich eher international angelegte, am Ende durch zwei in deutscher Sprache gehaltene Songs: „LaLaLa“ marschiert im Reggea-Rhythmus und geht in einem überraschend simplen Refrain auf - während sich Ginas Stimme beim Abschluss-Track „Ich hol dich“ durch einen erotisierenden Vers räkelt.

Fazit: „Survive“ von GINAisLATE bietet das volle Kontrast - Programm für alljene, die sich ihren Sinn für zeitlose, erwachsene Rock- und Pop-Klänge erhalten haben: Eine faszinierende Stimme, die zum Besten zählt, was die deutsche Szene zu bieten hat, elegante Basslines, kreative Qualität ohne Kompromisse, subtile Virtuosität ohne aufdringlich zu wirken. Wer Bands mit einem musikalischen Anspruch a la Toto mag oder die sich räkelnden Arrangements und Basslines in den Alben von Sade liebt, für den könnte GINAisLATE eine gute Ergänzung darstellen.

Walter Negele: „Wir haben uns Zeit gelassen, um inspiriert zu arbeiten – ohne Zeitdruck. Wollten schlicht und einfach das Optimum anstreben – an Komposition, Arrangement und Klang. Wir schreiben nicht für das Radio oder die Stilschublade eines Kritikers“.

Herausgekommen ist in der Tat etwas besonders feines: High End – Pop in größtmöglicher Klangbrillianz.